Zeit und Ewigkeit – Music for the Planet II
10.08.2024 , Samstag
In Patricia Kopatchinskajas «Zeit und Ewigkeit» geht es um Etappen des Umbruchs, Momente katastrophaler kriegerischer Ereignisse und ihrer Folgen, aber auch um Hoffnung. Karl Amadeus Hartmann komponierte im Jahre 1939 sein Concerto funebre aus Empörung und Verzweiflung über die Gräuel des Nazistaates, welche die europäische Zivilisation mit dem Untergang bedrohten. Das Concerto funebre kann als Passion verstanden werden, Passion als Aussage, was Menschen und allen Geschöpfen, der Schöpfung selbst und damit dem Schöpfer (Gott?) angetan wurde und wird. Frank Martin hat in Polyptyque (ein Violinkonzert, welches er 1973 für Yehudi Menuhin schrieb) die Passion Christi nach Bildern von Duccio di Buoninsegna (ca. 1255 – 1319) vertont, die auf der Rückseite des berühmten Altars Maestà in Siena zu finden sind. Frank Martin sah sich inspiriert von jener Passionsgeschichte, die erzählt, dass Gott im Elend des Zeitlichen mitleidet. Nach dem christlichen Glauben ist sein Leiden die Erlösung ins Ewige – eine Hoffnung in jeder bedrohlichen Zeit des Umbruchs, auch jener des Klimawandels? Die kraftvolle, musikalische Meditation wird von Geistlichen der polnisch-katholischen, jüdischen und russisch-orthodoxen Gemeinschaften, die einst unter der barbarischen Naziherrschaft leiden mussten, begleitet. Die Geistlichen aus dem Kanton Bern werden mit kurzen Texten ihre Haltungen zum Thema der Veranstaltung teilen. Auch wenn die Erzählungen in Originalsprache nicht wortwörtlich verstanden werden können, gewinnt das Konzert allein durch die Anwesenheit der Redner an vielschichtiger Bedeutung: der hebräische Kantor wird das Kol Nidrei vortragen, der polnische Priester wird ein Gebet sprechen, während in der Rede des orthodoxen Priesters die Auferstehung Erwähnung findet.
Bitte beachten Sie, dass die Konzerte der Reihe «Music for the Planet» audiovisuell begleitet werden. Einige Werke werden in veränderter und/oder ungewöhnlicher Form präsentiert.